Tegeler See

Wo bin ich denn?

Gestern am späten, sommerlichen Nachmittag hatte ich mich mit meiner Freundin Susann verabredet.
Unser Treffpunkt war mir neu, ich war noch nie zuvor dort gewesen. Darum schrieb ich Susann eine Nachricht: „Ich warte auf der Bank an der Bushaltestelle.“
Um sicherzugehen, dass sie mich findet, schickte ich ihr zwei Bilder, eins nach rechts und eins nach links, damit sie sehen konnte, wo ich saß. Dann wartete ich – und wartete.

Irgendwann klingelte das Telefon. Susann fragte: „Wo bist du denn?“
„Ich bin beim Brunnen, da wo der große rote Schirm steht, in der Fußgängerzone“, antwortete ich. Wieder wartete ich. Nach einer Weile klingelte das Telefon erneut. Diesmal klang Susann ein wenig verzweifelt: „Ich sehe dich nicht! Ich laufe hier herum, aber du bist unsichtbar!“

Wir fingen an, über Details des Ortes zu sprechen, und auf seltsame Weise passten unsere Beschreibungen zusammen – es gab tatsächlich einen roten Schirm und einen kleinen Brunnen. Schließlich nannte Susann noch ein weiteres Merkmal, und da bemerkte ich: Ich war auf der anderen Straßenseite!
Schnell überquerte ich die Straße und ging in Richtung Brunnen, wo sie bereits auf mich wartete. Wir umarmten uns und lachten über das Missverständnis.

Susann erzählte mir, dass sie kurz Angst gehabt hatte, ich könnte einfach wieder wegfahren, weil wir uns nicht fanden. Aber ich beruhigte sie sofort: „Ich wäre niemals ohne dich gegangen.“ Wir mussten beide schmunzeln und machten uns schließlich auf den Weg die Promenade entlang, in Richtung Tegeler See.

Als Zwischenstopp gönnten wir uns ein Eis, das wunderbar schmeckte. Ich hatte einen Eiscafé, Susann einen Erdbeerbecher – einfach köstlich! Nach dem Eis gingen wir weiter und unterhielten uns. Es war ein traumhaft schöner Sommerabend.

Am Horizont sahen wir die Sonne langsam hinter dem See und den Inseln verschwinden – ein atemberaubender Anblick. Natürlich musste ich hier und da anhalten, um Fotos zu machen. Wir schlenderten gemütlich die Seepromenade entlang, bis wir an Stufen kamen, die direkt zum Wasser führten. Dort setzten wir uns hin und beobachteten die Umgebung.

Etwa fünf Meter entfernt saß ein Pärchen, das eine mir unbekannte Art von Gänsen mit Salzstangen fütterte. Am liebsten hätte ich ihnen gesagt, dass das den Tieren bestimmt nicht gut tut! Es ist unfassbar, wie gedankenlos manche Menschen handeln und Tiere mit etwas füttern, das ihnen schadet. Doch ich wollte die friedliche Stimmung nicht stören, also ließ ich es bleiben und sprach weiter mit Susann.

Immer wieder warfen wir einen Blick auf den wunderschönen Horizont und hielten inne, um die Atmosphäre zu genießen. Dazwischen machte ich Fotos und kleine Filme, um die Stimmung festzuhalten. Als die Sonne schließlich ganz untergegangen war, gingen wir langsam wieder zurück.

Vertrautheit

Wir setzten uns auf eine Bank im Ort und sprachen noch lange miteinander. Ich fühlte eine tiefe Vertrautheit und Verbundenheit mit Susann – so etwas hatte ich lange nicht mehr erlebt. Es war schön, sie an meiner Seite zu haben, fast wie eine Tochter, die ich habe, aber doch nicht habe.

Vier Stunden vergingen wie im Flug, und langsam zog es uns beide nach Hause. Jeder von uns nahm seinen Bus, und wir traten die Heimreise an.
Ich war erfüllt von diesen wunderschönen Stunden.

Danke, Susann.

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