In der Hitze einer Stadt

Es ist ein heißer Tag in Warschau, die Menschen suchen die Schattenseiten an den Straßen aus, wie auch wir. Seit den Vormittagsstunden sind wir unterwegs, nun ist es ca.14.00. Langsam überkommt uns Hunger und Durst. Um uns herum sehen wir die Menschen, die aus den Bürohäusern eilen, um sich ein Platz im Schatten der Restaurants und Bistros zu ergattern. Ein Anblick wie die Bienen, die herumsurren um noch eine Lücke für sich zu finden.

Ein Schattendasein

Wir kommen an uns unbekannte Orte vorbei, die eine Dristheit ausstrahlen und doch in ihrerer futuristischen Bauweise etwas faszinierend anziehendes haben. Warschau ist in einem Wandel, der das Alte versucht zu verdrängen.

Viele Häuser stehen nicht mehr, stattdessen ein gähnendes Loch mit einem Zaun drumherum, wo alle paar Meter ein Plakat hängt, um anzupreisen was für ein hervorragendes Monument für die Zukunft dort entsteht. Es wird den Menschen beim vorbeigehen schnell die gelesenen Worte rübergeworfen, wie: “Es ist Eure Zukunft die hier für Euch entsteht!“ Zwichen all den Hochhäusern trotzen die alten Gebäude, oftmals noch bewohnt, ihr Schattendasein Ab und zu kommt ein kleiner Park der ein Licht in das Ganze beklemmende bringt.

Weter geht es für uns, wir haben keine Eile, so wie das menschliche Bienenvolk um uns herum. Wir entdecken immer wieder kleine Orte, die übersehen werden, aber für uns eine verwunschene Oase ist.

Lostplace

Ein ehemaliger Haupthahnhof, Dworzec Główny, wo inzwischen ein Zugmuseum steht, hat noch Gebäude, Lost Places, wo der Eingang, wie im Märchen, durch einen Baum vedeckt ist. Wir sind hinein und waren direkt in einer anderen Welt. Dann entdeckten wir, das auch andere diesen Platz für sich fanden! Menschen, die nicht in die Zivilisation draußen gehören. Vielleicht passt der Titel Lost Place deshalb so gut dorthin? Wir verliessen den Ort still, um nicht die Menschen dort zu stören.

Make Art not Fake

Für uns ging es weiter, immer noch ohne Ziel. Bei einer kleinen Verschnaufpause auf einer alten Treppe, sehen wir etwas, was an die Wand gesprayt wurde.

Das gesehene brachte uns zum Lachen, den es beinhaltet die Worte; „The Ursurper Zelensky“. Da hat jemand die Geschichte verwechselt, wem das Wort eigentlich gebührt! Pause beendet, weiter geht’s.

3 Fala

Immer wieder sehen wir Murals und Graffiti eines Künstlers aus Warschau mit dem Namen 3FALA. Fala bedeutet übersetzt ‚Welle‘. Die 3.Welle? Dieser Künstler arbeitet auch mit Berlin zusammen. Es geht wohl um Projekte die Menschen zeigen, die nicht vergessen werden sollen. Oftmals haben wir Graffitis mit Künstlern, wie David Bowie oder andere, mir unbekannte Künstler aus Warschau, entdeckt. Wir freuen uns inzwischen sehr, wenn wir neue Graffitis von 3FALA auf unseren Walks sehen. Auch auf dem heutigen Walk haben wir wieder neue Graffitis von unbekannten Gesichtern entdeckt. Mein Fotoalbum füllt sich.

Super leckere polnische Wurst

Jetzt kommen wir nach vielen langen Stopps bei dem kleinen Metzger an, der die weltbeste Cabanossi verkauft, an. Diesen Metzger lieben wir, da er zu einem ein überschaubares Sortiment hat, zum anderen kein Mainstream Laden ist, sondern noch Bodenständig. Die Produkte sind regional und transparent. Krzysztof findet in ihnen den Geschmack aus seiner Kindheit wieder und dem stimme ich voll zu. Was uns noch an diesem Laden gefällt, ist, das im Höchstfall 4 Personen darin Platz habe um einkaufen zu können. Wir haben etwas Sülze für die Brötchen gekauft, Cabanossi und gefüllte Pfannkuchen mit Quark und frische Himbereeren. Das letztere wird unser Mittagessen. Nach dem Einkauf gehen wir nun in einem kleinen Park mit Bänken, die im Schatten stehen. Wir halten vor einer Bank, wo uns gegenüber eine ältere Frau sitzt. Wir begrüßen die Frau mit einem polnischen Guten Tag. Sie grüßt zurück. Nun packen wir unsere Leckereien aus.

Die Ukrainerin

Bevor wir jedoch darein beißen, sehen wir zu der Frau rüber, wo wir für uns schon dachten, dass sie aus der Ukraine kommt, und fragen sie, ‚ob sie auch gerne ein Pfannkuchen möchte?‘ Sie verneint dankend und wir beginnen zu essen mit ihrem „Guten Appetit“ in den Ohren. Als wir die Mahlzeit beendet haben, fangen wir mit dieser netten alten Frau ein Gespräch an, bzw. Krzysztof. Sie erzählte von sich, von ihrer Einsamkeit, weit weg der Heimat. Wir fragen, ob es jemanden gibt, bei dem sie lebt? Ja, ihre Tochter versorgt sie. Dann erzählt sie uns, das ihre beiden Söhne gestorben sind, nicht im Krieg, sondern alle Beide am Herzen. Sie fing an zu weinen, stille Tränen, die oftmals einfach übersehen werden. Ich kann ihre Tränen verstehen und bin zu ihr hin. Erst habe ich ihre alten und von viel Arbeit gezeichneten Hände gestreichelt, dann sah ich ihre von vielen Kummer gezeichneten Augen und musste sie einfach umarmen. Sie hat mich sehr fest an sich gedrückt und ich spürte ihren Schmerz. Nach einer Weile stehen wir auf, ich sitze nun wieder auf der Bank neben Krzysztof,, verabschieden uns von dieser Frau und gehen gerade los, als wir Beide nochmal zu ihr gehen und sie einfach in den Arm nehmen. Mir gibt sie auch Küsse auf meine Wange. Es ist sehr berürend für uns Alle! Auch wenn wir uns nicht wiedersehen werden, so wird sie doch einen Platz in unserem Herzen haben.

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